Heute haben wir echt viel unternommen. Zunächst sind wir zum Hafen gelaufen und dort am Wasser spazieren gegangen, bis zu der Docks Area. Hier am heutigen Olympia Boulevard befinden sich diese bekannten, wunderschönen und faszinierend Graffitis von Eduardo Kobra.
Er selbst nannte dieses Kunstwerk "Etnia" (dt.: Abstammung). Die fünf Gesichter präsentieren die jeweiligen indigenen Vertreter der einzelnen Kontinente. Damit verfolgt er die Idee, dass wir alle eins sind. Für die Fertigstellung benötigten er und sein Team rund 2 Monate. Dafür wurden sie jedoch rechtzeitig zur Eröffnung der Olympischen Spiele fertig und setzten zudem noch einen Weltrekord. 😊
Anschließend fuhren wir zu einem noblen Hotel am Copacabana-Beach. Hier wurden wir für unsere Tour durch eine der Favelas abgeholt.
Wir hatten Glück, dass wir nur vier Teilnehmer waren und wir so viele Fragen stellen konnten und einfach alles besser mitbekamen. Unser Guide wurde selbst in den Favelas geboren, ist dort aufgewachsen und lebt immer noch dort.
Zunächst fuhren wir mit einem Minibus in die Favela. Unsere Tour ging durch die größte Favela des Landes: Rocinha.
Oben angekommen stiegen wir aus und genossen erst einmal den Ausblick, der von hier oben echt genial ist. Anschließend wurden wir durch die vielen kleinen Gassen wieder nach unten geführt. Unser Guide brach die Tour kurz vor Ende jedoch ab, weil wir in der Ferne Schüsse hören konnten.
Nun ein bisschen zum Verständnis. Favelas sind nicht mit Slums gleichzusetzen, wie man es oft ließt. Es handelt sich hierbei lediglich um einfachere Stadtviertel für die sich die Regierung im Grunde nicht interessiert. Entstanden sind sie vor allem dadurch, dass vielen Menschen früher Land versichert wurde, welches sie jedoch nie bekamen. So waren diese Leute gezwungen aus der Stadt heraus zu ziehen. Viele verdienten ihr Geld u.a. mit dem Bau der Häuser der reicheren Menschen und lernten so mit den Materialien umzugehen, so dass sie anfingen für sich und ihre Nachbarn die Häuser zu errichten. Für eine Familie gab es ein Stockwerk, wuchs die Familie wurde ein weiteres Stockwerk errichtet. Die Regierung interessierte sich bis zur Fußball-WM und den olympischen Spielen nicht wirklich für diese Menschen (von denen die meisten wohl gemerkt ehrlich arbeiten gehen!!). Sie bauten ihnen lediglich eine Hauptstraße, ein bisschen Strom und kostenloses Wasser (welches jedoch jeden zweiten Tag abgedreht wird). Durch dieses Desinteresse und der Tatsache, dass sich mit Drogenhandel doch gutes Geld verdienen lässt, kommt es, dass jede Favela zu einer der beiden großen Banden gehört. Solange es keine Auseinandersetzungen mit der Polizei oder der verfeindeten Bande gibt ist das auch nicht weiter schlimm. Nur leider passiert das nicht so selten. Zu den großen Sportevents wurden Polizisten in die Favelas geschickt, um diese wieder unter Kontrolle zu bringen. Meistens sah das jedoch so aus, dass die Drogendealer die Polizei nur schmieren musste.
Heute sieht das ganze so aus. Auf der Hauptstraße ist jede Menge los. Es gibt einige Kleinbusse, welche die Einwohner in die Innenstadt bringen, wo die meisten arbeiten. Außerdem verkehren innerhalb der Favelas Motortaxis, der Rest ist zu Fuß unterwegs. Auf der Hauptstraße ist es auch relativ sauber, davon mal abgesehen, dass es durch die Unordnung der Häuser und dem Kabelsalat über uns ein wenig schmutzig wirkt. Die Leute wirken glücklich und zufrieden. Alle grüßten uns freundlich. Es gibt hier auch jede Art von Geschäften. Auch für die Jugend wird viel getan, es gibt viele Sportmannschaften oder Angebote, um zum Beispiel eine Fremdsprache lernen zu können, so war es unserem Guide auch möglich diese Tour auf englisch anzubieten.
Wenn man die große Straße verlässt, winden sich enge Gassen und Treppen zwischen den Häusern entlang nach oben bzw. unten. Hier kamen wir auch an Stellen vorbei, an denen die Abwasserrohre defekt waren, massenweise Müll herumlag, oder gar das Abwasser wie ein Fluss hindurch floss. Das war für uns nicht schön anzusehen, aber wir waren nach 5 Min wieder weg, die Menschen hier leben direkt daneben, die Kinder spielen dort! Für uns kaum vorzustellen. 😰😔
Unser Guide erklärte uns, dass die Drogendealer alle nahe den Wälder wohnen. Hier kommt kein Fahrzeug mehr hin und alle müssen laufen, ab und an schaut die Polizei in den Favelas nach dem Rechten, dann wird in den unteren zentraleren Gebieten ein Feuerwerk losgelassen, um die Dealer am Rande zu warnen. Auf unserer Tour hörten wir nicht nur das, sondern leider zum Ende auch einen Schusswechsel. Vermutlich zwischen der Bande und den Polizisten. Es war für uns furchbar wie entsetzt und verängstigt die restlichen Einwohner aussahen. Viele warnten uns so schnell wie möglich zu gehen. Unser Weg führte uns zum Glück auch nur noch zurück zum Bus. Sogar die Straßen in Richtung der Favelas wurden gesperrt! 😳
Alles in allem war es ein sehr spannender und lehrreicher Ausflug, den wir wohl nie mehr vergessen werden.Wir fühlten uns zudem auch keine Sekunde unsicher.
Nachdem aufregenden Abschluss jedoch, freuten wir uns darauf noch etwas ruhigeres machen zu dürfen. Wir fuhren zum Zuckerhut - den Namen bekam er von den Gefäßen, in denen die Menschen früher den Zuckerrohr gesammelt haben, da seine Form diesen ähnelt.
Wir fuhren mit der Seilbahn nach oben und hatten trotz einiger Wolken eine ganz schön Sicht über Rio. Nur auf die Christusstatue mussten wir etwas warten, da sie sich erstmal in den Wolken versteckte. Wir blieben bis es dunkel wurde und klapperten alle Aussichtsplattformen ab. Zuletzt hatten wir auch einen wunderschönen Blick auf den beleuchteten Christus. 😊
Anschließend fuhren wir nach Hause. Wir kochten was, Robert zockte noch ein wenig und ich skypte mit meiner Schwester. Jetzt fallen wir hundemüde ins Bett 😴
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